User:Thomas.eberth

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OSM-Projekt an der Anne-Frank-Realschule Montabaur

1. bis 3. Juli 2009

Unser Ziel

Die Anne-Frank-Realschule Montabaur liegt im unteren Westerwald. Die Kreisstadt Montabaur wurde in den letzten Monaten von mir fast komplett in OpenStreetMap erfasst. Viele der umliegenden Dörfer sind jedoch noch graue Flecken in den OSM-Karten. Im Rahmen der Projekttage vom 1. bis 3. Juli 2009 sollten nun das Nachbardorf Niederelbert und vielleicht noch weitere Orte mit einer Schülergruppe gemappt werden.

So sah Niederelbert in OpenStreetMap vor unserer Aktion aus.

Vorbereitungen

Einige Monate vor den Projekttagen habe ich die 10 GPS-Geräte reserviert. Pünktlich einige Tage vor dem 1. Juli kamen diese per Post. Ich hatte also noch die Gelegenheit, in aller Ruhe einige Einstellungen vorzunehmen (obwohl sie eigentlich nur zum Track-Aufzeichnen für OpenStreetMap benutzt werden dürfen, war bei etlichen Geräten die "Snap to Road"-Funktion aktiviert!] und die Geräte mit neuen Batterien auszurüsten.

Den Editor JOSM habe ich zwei Wochen vor Projektbeginn im Computer-Netzwerk der Schule installiert. Da es sich um ein reines JAVA-Programm handelt, brauchte ich dafür keinen System-Administrator, sondern konnte es in einen persönlichen Ordner kopieren und von dort aus starten (inkl. einiger Plug-Ins). Um Daten vom OSM-Server in JOSM runterzuladen, muss in einem Netzwerk der Proxy-Server und sein Port in den Programm-Einstellungen angegeben werden. Diese Informationen fand ich in den Windows-Systemeinstellungen der Schulrechner unter "Netzwerkeinstellungen".

Wir warten auf den Linienbus, der uns nach Niederelbert bringen soll.

Da sich bei der Projektvorbesprechung herausstellte, dass etliche Schüler wegen Verletzungen zur Zeit kein Fahrrad fahren können, musste ich mir eine Alternative überlegen, um zügig von Montabaur nach Niederelbert zu kommen. Die regionale Verkehrsgesellschaft RMV ermöglichte uns, als angemeldete Gruppe für einen Sonderpreis mit dem Linienbus zu fahren.

Weil die Schüler bei der Mapping-Aktion sich ohne direkte Lehrer-Aufsicht oder -Begleitung in Niederelbert bewegen mussten, holte ich noch eine Einverständniserkläung der Eltern dazu ein.

Der erste Tag

Die Schüler probieren die Funktionen der GPS-Geräte aus

In der Schule teilte ich die Schüler in Gruppen mit je 3 Teilnehmern (es hatten sich nur Jungen angemeldet) ein. Dabei bestand jede Gruppe gemischt aus jüngeren (5. oder 6. Klasse) und älteren (8. oder 9. Klasse) Schülern. Nach der Busfahrt mit dem Linienbus nach Niederelbert verteilte ich die GPS-Geräte und erklärte kurz die wichtigsten Funktionen (Ein/aus, Bildschirm-Beleuchtung, Zoom, Wegpunkte setzen, "Joystick"). Alle Schüler waren sofort vertraut mit den Geräten – dem Handy und mp3-Player sei Dank. Dann erklärte ich, wo überall Wegpunkte zu setzen sind und wie diese auf einem Notizblock notiert werden sollen. Zur Unterstützung bekam jeder Schüler ein Merkblatt mit einem Beispielnotizzettel dazu. Als letztes wies ich jeder Gruppe noch einen Bezirk in Niederlebert zu. Nach nur etwa 15 Minuten Einführung schwärmten die Schüler dann aus.

Zu jedem gespeicherten Wegpunkt werden detaillierte Informationen notiert.

Leider kam dann eine Gruppe eine halbe Stunde zu spät zum vereinbarten Treffpunkt. Daher mussten wir sehr zügig in den nächsten Ort Oberelbert wandern, um dort wenigstens noch eine halbe Stunde zum Mappen zu haben. In der knappen Zeit konnte das Dorf nicht mehr ganz erfasst werden, denn um 12 Uhr fuhr der Bus wieder zurück nach Montabaur.

Nachmittags habe ich zu Hause die Tracks und Waypoints aus allen GPS-Geräten mit GPS-Babel ausgelesen. Wichtig bei den benutzten Garmin eTrex Legend Geräten: Nicht in den Massenspeicher-Modus wechseln, sonst erkennt GPS-Babel sie nicht. Also einfach USB-Kabel anschließen, Geräte einschalten und Daten importieren. Die einzelnen gpx-Dateien habe ich dann auf einem USB-Stick gespeichert, um sie am nächsten Tag in der Schule verwenden zu können. Ich wollte damit verhindern, dass es beim Import der Tracks/Waypoints in der Schule Probleme und damit Wartezeiten für die Schüler gibt.

Der zweite Tag

Der zweite Tag diente zum Eingeben der Daten in die OpenStreetMap-Datenbank. Dazu erklärte ich den Schülern zuerst einmal die Grundfunktionen des Editors JOSM, indem ich beispielhaft einige Wege und Einrichtungen in die Karte einzeichnete und benannte. Über den fest installierten Beamer im Computerraum der Schule war das recht komfortabel zu zeigen.

Dann sollten die Schüler erst einmal üben und selbst einige Wege und Punkte zeichnen und benennen, um sich mit den Programm-Funktionen vertraut zu machen. Leider scheiterte dies bei einigen Schülern schon daran, dass sie es nicht schafften, sich im Netzwerk anzumelden, den Explorer zu starten oder die von mir vorgegebenen Einstellungen vorzunehmen. Nach etwa 45 Minuten konnten dann aber doch die meisten JOSM benutzen. Ab diesem Zeitpunkt wurde es für mich entspannter. Die Schüler kamen ganz gut mit den Zeichen- und Tagging-Funktionen zurecht.

Mit dem Editor JOSM werden die GPS-Tracks in einem Computerraum der Schule für OpenStreetMap aufbereitet.

Nach der großen Pause wurde es dann ernst: Die Projekt-Teilnehmer bearbeiteten ihre aufgezeichneten Tracks. Ich hatte als Benutzer nur einmal unsere Schule im OpenStreetMap-Projekt angemeldet und den Schülern das Kennwort nicht verraten. Damit konnte ich sicherstellen, dass keine unbrauchbaren Daten hochgeladen oder bestehende Daten zerstört wurden. Erst nach einem Check und Eingabe des Kennworts durch mich wurden die eingegebenen Daten auf den OSM-Server hochgeladen.

Um möglichst schnell die Ergebnisse im Internet sehen zu können, erteilten wir auf www.informationfreeway.org einen Rendering-Auftrag. Die Ergebnisse unserer Mapping-Aktion kann man hier sehen: Niederelbert und Oberelbert (unvollständig).


Der dritte Tag

Bei schwüler Hitze wanderten wir gut 4 km nach Heiligenroth, um auch dort noch die Straßen zu erfassen. Als geübte "Mapper" hatten die 6 Schülergruppen in knapp einer Stunde alles abgelaufen. Kurz vor 11.00 Uhr erreichten wir dann wieder die Schule, um im Computerraum, der mittlerweile auch als Sauna dienen konnte, weiter zu arbeiten. Tagesziel war es auch, nun noch eine Präsentationswand für das Schulfest am Nachmittag anzufertigen. Schließlich wollten wir möglichst viele Besucher auf OpenStreetMap und unsere Aktion aufmerksam machen. Das Ergebnis unserer Mapping-Aktion in Heiligenroth ist hier zu sehen.

So sehen die verwendeten Garmin-GPS-Geräte aus.

Fazit

Es ist durchaus möglich, mit Schülern überschaubare Bereiche für OpenStreetMap zu erfassen und bearbeiten. Der Umgang mit den Garmin-GPS-Geräten erfolgt für 11- bis 15-Jährige scheinbar intuitiv. Sie nutzten sogar Funktionen, die ich ihnen nie erklärt hatte. Das Eingeben der Daten in JOSM stellt ebenfalls kaum eine Hürde dar. Lediglich das Abschätzen von GPS-Ungenauigkeiten oder offensichtlichen Fehlern war für die meisten Schüler unmöglich. So wurden oft kleinste Zacken in einem GPS-Track exakt nachgezeichnet oder doppelt gelaufene Strecken, die als zwei parallel verlaufende Tracks aufgezeichnet wurden, auch doppelt, mit kleinem Versatz gezeichnet. Diese Dinge ließen sich aber von mir in kurzer Zeit bereinigen, so dass das Ergebnis nun brauchbar ist. Einige Schüler haben offensichtlich den Gedanken, der hinter OpenStreetMap steckt, gut erkannt und konnten sich auch dafür begeistern. So wurden schon Überlegungen angestellt, wie man selbst künftig Orte im Westerwald erfassen kann. Ein Schüler überraschte sogar mit einem eigenen Artikel, in dem er leicht verständlich darstellte, warum OpenStreetMap-Karten wirklich frei sind, andere Internet-Karten jedoch nicht.

Tipps für Nachahmer

  • Die GPS-Geräte müssen rechtzeitig reserviert werden. Ein Kalender, in dem freie Termine eingesehen werden können, kann hier aufgerufen werden.
  • Für die Mapping-Aktion benötigt man pro GPS-Gerät zwei AA-Batterien (oder Akkus), die normalerweise nicht mitgeliefert werden. Geht die Aktion über mehrer Tage, sollte man weitere Ersatzbatterien besorgen.
  • Die zum Eingeben der Daten benutzten Computer sollten rechtzeitig mit JOSM ausgerüstet werden. In Schulnetzwerken muss eventuell vorher JAVA installiert werden, was unter Umständen nur vom Netzwerk-Administrator gemacht werden kann. In JOSM muss außerdem der Proxy-Server-Name und sein Port eingetragen werden. Außerdem sollte in JOSM wenigstens das Slippy-Map-Plugin installiert werden.
  • Um die GPS-Tracks inklusive der gesetzten Wegpunkte auszulesen, müssen die GPS-Geräte direkt per USB-Kabel (werden mitgeliefert) an den Computer angeschlossen werden. In unserem Netzwerk muss dazu das GPS-Gerät als "Neue Hardware" installiert werden, was ebenfalls nur dem Netzwerk-Administrator möglich ist. Also vorher testen! Zum Auslesen empfehle ich GPS-Babel. Auch diese Software sollte rechtzeitig vorher installiert und getestet werden. Alternativ zu den unter Umständen recht aufwändigen Einbindungen in Schulnetzwerke, kann man natürlich auch seinen eigenen Laptop mitbringen, damit die Daten auslesen und per USB-Stick dann auf die Schulrechner übertragen.
  • Auf den SD-Karten der Geräte werden nur die GPS-Tracks gespeichert. Der aktuelle Track und die Wegpunkte werden im internen Speicher der Geräte abgelegt, auf den nicht im Massenspeicher-Modus zugegriffen werden kann.
  • Ich empfehle, in einer bereits vorhandenen Karte des neu zu mappenden Gebiets die Bereiche der einzelnen Gruppen einzuzeichnen. Dann weiß jeder genau, welche Straßen er abzulaufen hat. Aber Achtung: Die Informationen (z. B. Straßennamen) dieser Karte dürfen bei der Eingabe in JOSM nicht verwendet werden! Daher müssen die Straßennamen und andere Informationen unbedingt direkt vor Ort auf Papier notiert werden.
  • Es hat sich als postiv herausgestellt, dass die Schüler etwa eine Woche vor der Mapping-Aktion mit OpenStreetMap kurz vertraut gemacht wurden. Ich habe ihnen die Karte unter www.openstreetmap.or vorgestellt und www.openstreetmap.de sowie die OpenStreetMap-Wiki-Seiten als Lektüre empfohlen. Die Tatsache, dass größere Orte in der Umgebung schon erfasst waren, die eigenen Wohnorte aber noch fehlten, stellte einen Anreiz dar, sich für das Projekt zu engagieren.


Wer noch mehr Infos über unsere Mapping-Aktion 2009 oder Tipps für eigene Schüler-Projekte mit OpenStreetMap braucht, kann sich gerne bei mir melden: thomas.eberth(at)afrs.de