User:Nubok

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Warum ich (nubok) nicht auf die ODbL wechseln werde

Kurzzusammenfassung: ich kann der ODbL nicht zustimmen und werde mich aus OSM komplett zurückziehen, sobald sie absolut unvermeidbar wird.

Ausführliche Erklärung:

Schauen wir uns als ersten Schritt einmal an, wo die (wesentlichen) Probleme bei der alten Lizenz (CC-BY-SA) lagen: a.) Die "BY"-Bedingungen waren problematisch zu erfüllen, da es so viele Mitwirkende gab b.) die "SA"-Bedingungen hatten das Problem, dass nicht klar ist, unter welchen Umständen ein Werk, welches aus Daten von OSM erzeugte Elemente enthält, als abgeleitetes Werk und wann es als (aus unabhängigen Teilen bestehendes) Sammelwerk anzusehen ist. Das Beispiel, welches man im OSM-Wiki finden kann, ist ein Atlas, in dem in verschiedenen Varianten zusätzliches (proprietäres) Material hinzugefügt wird - wo ist die Grenze zwischen abgeleitetem Werk und Sammelwerk?

Die ODbL wollte diese Probleme lösen. Wie ich im Folgenden darlege, tut sie es auf eine Art und Weise, die ich nicht teile.

1. Die Möglichkeit (in der ODbL vorbehalten), dass die OSM Foundation zukünftige Änderungen vornehmen kann, ist bedenklich. Sie stellt ein klares Zeichen dar, dass die ODbL "nicht korrekt" sein könnte.

Über die Probleme mit zukünftigen Korrekturen werde ich noch weiter unten etwas schreiben.

An dieser Stelle will ich erst einmal festhalten, dass dies ein klares Eingeständnis darstellt, dass die Lizenz möglicherweise nicht korrekt ist (dabei ist die ODbL doch dazu gedacht, Probleme zu lösen und nicht zu schaffen). Wie kann man unter solchen Umständen verantworten, der Lizenz zuzustimmen?

Die elegante Methode, zukünftige Lizenzierungsprobleme zu lösen, wäre ausgesprochen liberale Lizenzbedingungen für OSM-Daten zu beschließen (z. B. nahe Public Domain (nahe deswegen, weil das deutsche Urheberrecht kein Public Domain selbst erlaubt), wie es auch als Gegenvorschlag geäußert wurde). Leider gab es bei diesem Vorschlag die Bedenken, dass nur eine Minderheit der "Mapper" sich einverstanden erklären würde.

2. Die ODbL ist inkonsequent

Die große Debatte bei der Formulierung der ODbL war, welche kommerziellen Verwendungen erlaubt sein sollen und welche nicht. In der ODbL wurde beschlossen, dass kommerzielle gedruckte Karten erlaubt sein sollen, aber die Daten selbst quasi "share-alike"-ähnlich unter der selben Lizenz bleiben müssen.

Ich halte das für inkonsequent.

Entweder man ist "pro" unfreie Nutzungen. Warum dann die Forderung die Daten "share-alike"-artig unter der selben Lizenz zu lassen?

Oder man ist "contra" unfreie Nutzungen. Dann ist aber die Erlaubnis unfreie Karten aus den OSM-Daten drucken zu dürfen, inkonsequent.

Ich kenne das Argument der ODbL-Befürworter: das, worauf es (ihnen!) ankommt (die Freiheit der Datenbank-Daten) wird geschützt. Ich hoffe, es ist klar, dass ich dieses Argument für heuchlerisch halte. Zudem werde ich den Verdacht nicht los, dass ein paar Leute, die ein kommerzielles Interesse daran haben, (wahrscheinlich eher auf indirekte Art) Einfluss auf die Lizenz hatten.

Ich möchte anmerken, dass bei strenger Auslegung des SA-Paragraphen die alte Lizenz (CC-BY-SA) diese mangelnde Konsequenz nicht hatte - daher konnte ich ihr auch zustimmen (auch wenn ich die private Meinung vertrete, dass eine liberalere Lizenz von Anfang an einige Probleme hätte vermeiden lassen).

3. Neue Anwendungen für die OSM-Daten werden auftauchen

In der ODbL wurde ein Kompromiss (zu dem ich mich weiter oben schon geäußert habe) bezüglich kommerziellen gedruckten Kartenwerken beschlossen. Allerdings wette ich darauf, dass in naher Zukunft neue Anwendungswünsche auftauchen werden (ich denke da spontan in Richtungen Software-as-a-Service, Anbieten von Karten *mit* DRM-Mechanismen etc.), die zu weiteren Konflikten führen werden. Es ist ausgesprochen naiv anzunehmen, dass dies nicht zu neuen Konflikten in der Community führen wird. Die OSM-Foundation wird hier Lizenzänderungen durchführen müssen (entweder um diese zu verhindern oder zusätzliche Ausnahmeregeln treffen, um sie zu erlauben) - und wieder ein Teil der Community wird über dieses Machtwort verärgert werden und abspringen usw.

Gerade weil die ODbL von der OSM-Foundation als die Lösung der Probleme vermarktet wird: auf mich wirkt das Ganze eher als der Anfang von viel größeren Problemen.

Aus all diesen Gründen habe ich die anfangs genannte Konsequenz gezogen, sobald die ODbL verpflichtend wird, mich aus OSM zurückzuziehen (Update: schon seit längerer Zeit darf man dann nicht mehr editieren). Schade um die Arbeit, die ich hineingesteckt habe - akzeptiert. Wenn den "Oberen" bei OSM die neue Lizenz wichtiger ist als die Arbeit, die ich (und andere Leute, die der ODbL gegenüber verweigern) hineingesteckt haben und werde, sollen sie damit leben. Es gibt genug andere Projekte, die sich über meine Mitarbeit freuen würden. Außerdem habe ich genug Privathobbies, in denen ich gerne Zeit verbringe.

Um auf ein häufig genanntes Argument einzugehen

> Es wäre doch besonders schade wenn gute Beiträge in Gebieten mit wenig Mappern verschwinden. Es wäre schön wenn man einen Weg finden könnte um die Beiträge langfristig zu erhalten.

Natürlich ist es kein Ende, welches ich mir wünsche. Aber unter den genannten Umständen kann ich der neuen Lizenz leider nicht zustimmen.