User:Olr/Tagging von Bäumen

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Diese Seite soll einen pragmatischen Weg aus dem "Cultivar Chaos" weisen, indem ein einheitliches Tagging von Kultursorten (Cultivaren) und anderer Baumarten in OSM vorgeschlagen wird. "Cultivar" ist ein englisches Kofferwort aus cultivated (kultiviert) und variety (Varietät). Die bekannten Apfel- und Birnensorten wie z.B. Boskoop oder Williams Christ sind Kultursorten, also Cultivare. Andere Obstsorten lassen sich als Unterarten (subspecies, z.B. Zwetschgen) oder Arten (species, z.B. Süß- oder Sauerkirsche) beschreiben. Bei anderen Bäumen, wie beispielsweise Birken, kennt der Laie oft nur die Gattung (genus). Im Folgenden soll gezeigt werden, wie sich Baumsorten mit Hilfe der OSM-Keys genus=*, species=* und taxon=* beschreiben lassen.

Taxonomische Stufen

Eine Taxonomie ist ein einheitliches Verfahren oder Modell (Klassifikationsschema), mit dem Objekte nach bestimmten Kriterien klassifiziert, das heißt in Kategorien oder Klassen (auch Taxa genannt) eingeordnet werden. Als ein Teilgebiet der Biologie erfasst sie Lebewesen systematisch. Diese Einteilung in ein hierarchisches System ist mit der Einordnung in einen bestimmten Rang (Taxonomische Stufe) verbunden, wie Art, Gattung oder Familie. Die Gattung Birke, die Art Sauerkirsche, die Unterart Zwetschge und das Cultivar 'Williams Christ' sind Beispiele für Taxa (Einzahl Taxon). Gattung, Art, Unterart und Cultivar sind Beispiele für unterschiedliche taxonomische Stufen.

Der Key taxon=* in OSM

Wenn man Bäume mappt, möchte man die Art so genau wie möglich bestimmen, man gibt also eine möglichst niedrige taxonomische Stufe an. Die kann eine Unterart oder ein Cultivar sein. Allerdings können die nicht immer als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. So wissen wohl nur die wenigsten, dass "Greenspire" die überwiegend als Stadtbaum gepflanzte Sorte der Winterlinde ist und bei "Schweizerhose" denkt auch nicht jeder sofort an eine Sorte der Birne. Es kann also sinnvoll sein, mehrere taxonomische Stufen anzugeben: Die niedrigste, um die Art oder Sorte so präzise wie möglich anzugeben und eine höhere, die als allgemein bekannt vorausgesetzt werden kann. Bei der Schweizerhose würde man noch die Art "Pyrus communis" (Kulturbirne) angeben, bei 'Greenspire' noch "Tilia cordata" (Winterlinde).

Der OSM-Key taxon=* erlaubt grundsätzlich die Angabe mehrer taxonomischer Stufen als wohlgeformte Zeichenkette, wobei die Taxa unterschiedlicher Stufen durch Leerzeichen getrennt werden. Verwendet man die lateinischen Bezeichnungen für die Taxa, kann man aus der Schreibweise erkennen, um welche taxonomischen Stufen (Art, Cultivar,...) es sich handelt. Ein Beispiel für eine Winterlinde 'Greenspire', die auf diese Weise getaggt ist, gibt es hier. Diese Nutzung des Keys taxon=* ist sehr elegant und ermöglicht es, Bäume wissenschaftlich korrekt zu beschreiben. Allerdings setzt sie auch große Fachkenntnis voraus und ist sehr fehleranfällig, was eine Auswertung dieses Tag sehr schwer machen könnte. Außerdem konkurriert sie mit den bereits stark verbreiteten Keys genus=* und species=*.

taxon=* als Ergänzung zu genus=* und species=*

Für die taxonomischen Stufen "Gattung" und "Art" gibt es mit genus=* und species=* bereits häufig verwendete Keys. In den meisten Fällen dürfte species=* (also die Art) bei den meisten Bäumen die bekannteste Bezeichnung sein (z.B. Winter-, Sommerlinde); seltener die Gattung genus=* (z.B. Pappeln, Birken). Es bietet sich an, den Key taxon=* zu nutzen, um die unterste taxonomische Stufe anzugeben, falls species=* nicht präzise genug ist. Eine Winterlinde 'Greenspire' würde man dann mit

species=Tilia cordata
taxon:cultivar=Greenspire

taggen.

Tagging mit genus=*, species=* sowie taxon=* und taxon:cultivar=*

Nachfolgend sollen einige Regeln, die sich bei der gemeinsamen Verwendung von taxon=* und taxon:cultivar=* als Ergänzung zu genus=* und species=* herausgebildet haben, zusammengefasst werden:

  1. Bei paralleler Verwendung von taxon=* sowie species=* und ggf. genus=* soll taxon=* nur die unterste bestimmbare taxonomische Stufe unterhalb von species=* in lateinischer Sprache aufnehmen. Das kann z.B. Cultivar oder auch die Unterart (subspecies) sein. Dabei wird die taxonomische Stufe nicht explizit benannt (sie ergibt sich auch der lateinischen Schreibweise).
  2. Ausnahme ist das Cultivar. Hier wird die taxonomische Stufe explizit benannt mit taxon:cultivar=*, dabei wird die Bezeichnung des Culivars ohne Anführungszeichen angegeben.
  3. taxon=* kann auch in der jeweiligen lokalen Sprache angegeben werden (taxon:de=*). Dabei wird dann die unterste taxonomische Stufe in der jeweiligen Sprache angegeben. Um welche taxonomische Stufe es sich dabei handelt ist dann i.a. nicht mehr aus der Schreibweise erkennbar. (Beispiel: Zwetschge als Unterart der Pflaume mit taxon:de=Zwetschge, aber taxon=Prunus domestica subsp. domestica.
  4. taxon:wikidata=* gibt eine Wikidata-Referenz auf die niedrigste taxonomische Stufe. Um welche Stufe es sich handelt, kann aus Wikidata abgeleitet werden. (Beispiel: taxon:cultivar=Safranapfel, taxon:wikidata=Q26882860)
  5. Für das Cultivar gibt es häufig nur eine Bezeichnung in einer Sprache. Beispielsweise ist der Safranapfel eine alte Apfelsorte aus dem Vogtland, für die es keine anderssprachige Bezeichnung gibt.
  6. Gibt es für ein Cultivar doch Bezeichnungen in verschiedenen Sprachen, können sie angegeben werden (Beispiel Birnensorte Clapps Liebling taxon=Clapp's Favourite oder taxon:de=Clapps Liebling.

Mapping von Bäumen - was sonst noch wichtig ist

Die obigen Abschnitte beziehen sich ausschließlich auf das Taggen der Baumart/-sorte. Zum Mappen von Bäumen in OSM sind natürlich noch weitere Keys erforderlich.

Einzeln stehende Bäume werden in OSM als Punkt mit dem Tag

natural=tree

gemappt. Die OSM-Wikiseite zu diesem Tag gibt ausführliche Informationen.

Botanische Merkmale können mit folgenden Keys erfasst werden:

  • leaf_type=broadleaved/needleleaved gibt an, ob es sich um einen Laub- oder Nadelbaum handelt
  • leaf_cycle=deciduous/evergreen/semi_deciduous/semi_evergreen Laubrhythmus (deciduous - laubabwerfend, evergreen - immergrün, semi_deciduous/semi_evergreen - teil-/halbimmergrün)
  • sex=male/female bezeichnet bei zweihäusig getrenntgeschlechtigen (diözischen) Baumarten das Geschlecht, d.h ob es sich um eine weibliche oder männliche Pflanze handelt.

Zusätzlich können noch weitere Angaben getaggt werden:

Wie Baumhöhe und Kronendurchmesser mit einem Lasermessgerät ermittelt werden können beschreibt Frederik in seinem Blog.

  • denotation=* ("avenue" - Straßenbaum, "urban" - Baum ist Teil des Stadtgrün, "agricultural" - landwirtschaftlich genutzer Baum)
  • description=* hier könnten beispielsweise Angaben zur Wuchsform des Baums gemacht werden (Halbstamm, Busch,...)

Beispiele

Birne "Clapp's Liebling" als Cultivar

https://www.openstreetmap.org/node/7315362782

Zwetschge als Unterart der Pflaume

https://www.openstreetmap.org/node/6058887982

Sommerlinde als Stadtbaum mit Stammumfang, Höhe und Kronendurchmesser

https://www.openstreetmap.org/node/6698907235

Baumbestandsdaten im Geoportal Berlin (Baumkataster)

Daten zu Berliner Straßenbäumen und einem Teil der Bäume in öffentlichen Grünanlagen (Park- oder Anlagenbäume) können im Geoportal Berlin als WMS-Dienst sowie WFS-Dienste für Straßenbäume und Anlagenbäume abgerufen werden. Der Zugang zu einer Online-Baumbestandskarte nach Bezirken im FIS-Broker der Geoportals Berlin ist hier beschrieben. Supaplex030 hat Qualität und Eignung der Daten aus dem Baumkataster zur Übernahme in OSM anhand einer Stichprobe für einen Bereich in Berlin-Neukölln überprüft: